Wir versichern Ihnen: Einmal in Luzern angekommen, werden Sie den Wilden Mann problemlos finden. Zu Fuss, fünf Gehminuten ab dem Bahnhof, mit dem Auto, unweit der Autobahnausfahrt Luzern Zentrum, oder mit dem Bus: Wir sind auf verschiedenen Wegen ganz einfach erreichbar. Und sollte Ihnen dies doch nicht auf Anhieb gelingen, fragen Sie die erste Person, die Ihnen begegnet. Man kennt uns in Luzern, sind wir hier doch seit 500 Jahren eine feste Grösse.

1517, als der Wilde Mann zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde, war er gewiss keine vornehmer Ort. Eine Pinte war er, ohne Tavernenrecht. Später ein Wirtshaus. Auch dort ging es hoch zu und her. Zur richtig guten Adresse wurde der Wilde Mann erst im 19. Jahrhundert, mit dem Aufstieg des Tourismus. Man baute um, erweiterte, renovierte – unzählige Male. Der Wilde Mann wurde zu dem, was er heute ist. Es braucht eben seine Zeit, um echten Charakter zu entwickeln.

Hier ein Absatz, dort ein Treppchen, da eine Nische – wer zum ersten Mal durch den Wilden Mann geht, wundert sich. Man weiss kaum, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Das hängt mit seiner Entstehung zusammen. Wenn immer Bedarf da war, wurde er erweitert, wurden Mauern durchbrochen. Heute besteht der Wilde Mann aus sieben ineinander verschachtelten Häusern. Diese werden gehegt und gepflegt, liebevoll und mit einem eigenen feinen Sinn für Ästhetik. Auch das macht seinen unvergleichlichen Charme aus.

Wer aufmerksam durch die Stadt geht, wird dem Wilden Mann immer wieder begegnen: auf der Kapellbrücke, an der Museggmauer, als Brunnenfigur. Der bärtige Riese ist in Luzern allgegenwärtig, gilt er doch als Beschützer des blau-weissen Wappens. Tatsächlich existiert hat er wohl nie. Zwar wurde 1577 in Reiden das Gerippe eines riesenhaften Mannes gefunden. In erster Linie ist der Wilde Mann aber eine klassische mittelalterliche Sagengestalt. Vielleicht sind wir ja etwas abergläubisch, wenn wir uns weiterhin gerne unter seinen Schutz stellen.

Auch die jüngere Geschichte des Wilden Manns hat es in sich, haben uns doch immer wieder prominente Gäste beehrt. Keine aktuellen Stars, sondern Persönlichkeiten, die an gute alte Zeiten erinnern. Finden Sie es nicht auch schön, Gast in einem Haus zu sein, in dem Sophia Loren genächtigt hat, Udo Jürgens auf dem Flügel spielte, in dem Herbert von Karajan, Reinhard Mey und Gert Fröbe diniert haben? Uns bedeutet das noch immer etwas. Auch wenn wir selbstverständlich all unsere Gäste wie Prominente behandeln.